Kaiserin Barbara
Die Kollektion ist der slowenischen, europäischen und sonst der Weltfrau, insbesondere jedoch der Kaiserin Barbara gewidmet. Die dreifache Königin - ungarische, deutsche und tschechische - hat zur Zeit ihres Lebens Wellen geschlagen: durch ihre Schönheit, Intelligenz und mit jener besonderen Kraft, die nur starke Frauen besitzen. In die düstere mittelalterliche Zeit hat sie den Forschungsgeist der Alchimisten sowie den Geist der Astrologie und der metaphysischen Experimente eingetragen. Sie hat schon damals parapsychologische Erscheinungen erforscht, um den Weg zu geistigen Dimensionen kennen zu lernen, die in der menschlichen Seele verborgen sind.
»Würde der Künstler lediglich durch das Paradigma der materiellen Welt schöpfen können, das besagt, dass die Materie die Grundlage von Allem ist, dann wäre die gesamte Kunst vorhersehbar und vorab erwartet. Im Rahmen der klar umrissenen Welt gibt es nur eine Endzahl der Möglichkeiten. Doch der Künstler akzeptiert ein solches Paradigma nicht. Seine Suche, sein Empfinden ist in die Stille gerichtet, in die Räumen zwischen den Zeilen, in den Bereich des unvergänglichen Bewusstseins, wo er den Geist seiner Inspiration berühren kann, d.h. in die Welt, die man nicht erklären, sondern nur empfinden kann. Solche Eingebung hat den Künstlern Oskar Kogoj und Rudolf Španzel die Figur von Barbara Celjska (von Cilli) bedeutet, die Figur der Weltbürgerin, die den Namen der Grafen von Cilli an hohe Fürsten- und Königshöfe Europas getragen hat. Jetzt als sich Slowenien schon seinen Weg in die europäische Union gebahnt hat, ist vielleicht der richtige Augenblick, den Mythos der geheimnisvollen Weltbürgerin von Celje zu erwecken, die bestimmt die fortschrittlichste Vertreterin der gräflich-königlichen Dynastie der Grafen von Cilli war.
Wer war Barbara in Wirklichkeit? Glaubwürdige Urkunden schweigen darüber, und wenn diese auch sprechen würden, können die Angaben über eine Person reine Verwirrung und ein Irrweg sein. Der Mensch ist mit keiner von seinen Rollen und seinen Bildern identisch. "Die schwarze Königin", wie Barbara von ihren Feinden beunruhigend genannt wurde, ist Figur einer Frau, die endgültig und mit Weisheit die Macht in eigene Hände nimmt. Und die schwarze Königin lebt und wartet in jeder Frau dieser Welt. In allen Zeiten und Orten.
In den Erzeugnissen des Designers Oskar Kogoj und des Malers Rudolf Španzel tritt vor uns deren Wahrnehmung des Geistes und des Bewusstseins der Kaiserin Barbara. Durch den Geist und Bewusstsein seines eigenen Wesens lernt sie jeder von uns kennen, der das Bild von Barbara durch die Werke der Künstler verinnerlichen wird." (Prof. Lidija Koceli)
EINIGE WORTE ÜBER BARBARA
Im späten Mittelalter hat sich mitten im Gebiet des heutigen Sloweniens eine adelige Familie emporgedrungen, die nicht nur zu den entscheidenden Faktoren des Gebietes wurde, sondern auch intensiv ins politische Geschehen des gesamten Mitteleuropas eingegriffen hat. Das waren die Grafen von Cilli. Unter die wichtigen Männer der Dynastie, Herman I., Herman II., Vilijem und Ulrik II, hat sich eine einzige Frau aus dem Hof von Cilli eingereiht, Barbara. Sie war Tochter von Anna von Schaunberg und Herman II., geboren höchstwahrscheinlich im Jahr 1394. Über ihre Erziehung und Schule gibt es keine Angaben. Auf die glänzende Szene des Hoflebens hat sie die Heirat mit dem verwitweten vierzigjährigen ungarischen König Sigismund von Luxemburg gestellt. Mit der Hochzeit, wahrscheinlich 1408, wurde die vierzehnjährige Barbara mit der ungarischen Krone gekrönt. Der Mann hat ihr eine reiche Morgengabe zugeteilt und sie - als die einzigste Frau - dem 21-mitgliedrigen Ritterorden des Drachens eingeordnet. Dann folgte stürmisches, fast dreißig Jahre dauerndes Eheleben, in dem die Zeitgenossen der Barbara mehr oder wenig freundlich gesinnte Bilder zugeordnet haben. Einig waren sie sich nur in der Bewertung von Barbaras Schönheit. Sie hatte hohe und schlanke Figur, das Gesicht mit hellglänzendem Teint, das lediglich einige Flecke entstellt haben sollten, schrieb der Humanist Enej Silvij Piccolomini, ihr später leidenschaftlichster Verleumder. In der Ehe wurde dem attraktiven Ehepaar nur ein Kind geboren, die Tochter Elisabeth. Das gemeinsame Leben dauerte bis zur Abreise von Sigismund auf die Front von Venedig 1411. In der Zeit seiner Abwesenheit ist Barbara in der Rolle des königlichen Stellvertreters aufgetreten. Das Ehepaar hat sich 1414 in Aachen erneut getroffen, wo die beiden mit der deutschen Krone gekrönt wurden. Dann haben sie den Weg nach Konstanz fortgesetzt, zum berühmten Religionskonzil, einberufen auf die Anregung von Sigismund. Ulrich aus Richenthal hat Barbara abgebildet, wie sie am frühen Morgen der größten Christenfeier, zu Weihnachten, unter dem goldenen Himmel durch das Tor von Konstanz eintritt. In der Manier ihrer Zeit: mit anständig gekreuzten Händen, zurückhaltendem Schritt und zur Seite gerichtetem Blick. Das war die Zeit ihres großen Ruhms. Der Chronist von Augsburg, Thomas Prischuch, hat sie mit allen Tugenden geschmückt, welche die Frau im Mittelalter zieren sollten. Zwei Jahre später kehrte Barbara nach Ungarn zurück. Das erneute Treffen des Ehepaares im Jahr 1419 war feurig und endete mit der Verbannung der Barbara und der Tochter Elisabeth aus Buda. Der Chronist von Sigismund, Eberhardt Windecke, hat solches Verhalten den "schlechten" Gerüchten über Barbara zugeschrieben, die sich verbreitet haben. Nada Klaić sieht die Ursache in den ungünstigen politischen Verhältnissen, auf die Sigismund bei seiner Rückkehr ins ungarische Königreich gestoßen hat. Viele geachtete Vermittler haben es erreicht, dass das Ehepaar nach wenig als einem halben Jahr Stillstand geschlossen hat. Barbara hat sich danach erfolgreich der Verwaltung von zahlreichen Bergbaustädten und dem Besitz im Nordungarn gewidmet. Barbara, der die Zeitgenossen Kenntnisse in ungarischer, tschechischer und lateinischer Sprache, und der deutschen natürlich, zugeschrieben haben, hat sich für eine sehr gute Wirtschaftlerin gezeigt. Sie war Schatzmeister ihrem ewig verschuldeten Ehemann und im Geiste der Zeit eine verbissene Alchemistin. Das Ehepaar lebte, wie damals fast die Regel war, an getrennten Höfen. Außer dass Sigismund noch mit der tschechischen Krone gekrönt wurde, verlief ihm das Leben in ständigen Kämpfen mit den Türken, Hussiten in Tschechien und im Bestreben nach der Regelung der Verhältnisse in der Kirche. Im Jahr 1431 griff Sigismund nach dem höchsten möglichen Titel. In Rom hat ihn der Papst zu römisch-deutschem Kaiser gekrönt. In der angesehenen Begleitung von Sigismund war Barbara nicht anwesend. Im Jahr 1437, als das Leben von Sigismund schon zu Ende ging, wurde sie nach Prag berufen. Sie wurde zur tschechischen Königin gekrönt und auf den Befehl von Sigismund auch in Haft genommen. Man hat Verdacht gehegt, sie würde im Falle des Todes von Sigismund als Rivalin ihrem Schwiegersohn Albrecht von Habsburg auftreten. Ihm wollte Sigismund sein Erbe hinterlassen. Im Dezember 1437 ist Sigismund gestorben und als Albrecht den ausgeräumten Thron bestiegen hat, wurde Barbara auf freien Fuß gesetzt. Albrecht hat sein Ruhm nur etwa zwei Jahre genossen. Nach seinem Tod 1439 wurden die Länder des Mitteileuropas in den Wirbel der politischen und militärischen Auseinandersetzungen für königliche Titel gezogen. Barbara ist nach Polen gereist, nach Meinung der Zeitgenossen mit dem Ziel, sich mit der Heirat mit dem jungen polnischen König Vladislav erneut das ungarische Königreich zu sichern. Verleumdung? Wahrheit? Wer weiß. Jedenfalls hat sie mit ihrem Verhalten gallige Ausbrüche von Enej Silvij Piccolomini ausgelöst, der der Befürworter von Friderik II von Habsburg war, des führenden Prätendenten für das Erbe von Albrecht, damals schon auch des deutschen Königs.
Piccolomini, der große Gegner der ganzen Grafendynastie von Cilli, hat auf Barbara die schlimmsten Laster abgewälzt, welche die Zeitgenossen einer Frau vorwerfen konnten: Hingabe den sinnlichen Freuden und Zweifel in die religiösen Glaubenslehren, wie z.B. das Jenseitsglaube. Im Jahr 1441 kehrte Barbara nach Tschechien zurück. Sie ist auf das Schloss Melnik zurückgezogen, das traditionell den königlichen Witwen gehörte. Die letzten Jahre hat sie in engem nachbarlichem Frieden mit den Hussiten gelebt. Sie ist 1451 an der Pest gestorben. Laut Überlieferung wurde sie von den Hussiten in der Kathedrale St. Vitus in Prag begrabt.
Dank den Chronisten und späteren Histographen ist Barbara, trotz negativen Einschätzungen von Piccolomini, nicht in Vergessenheit geraten. Das Bild der leidenschaftlichen, den sinnlichen Freuden ergebenen und der machtgierigen Barbara war überaus dankbare Inspirationsquelle für zahlreiche Literaten. Solches Bild von Barbara hat sich dank den Chronisten auch im slowenischen Gedächtnis verankert.
Und wie war Barbara eigentlich? Wer weiß. Es bleibt uns nur die Möglichkeit verschiedener Schlussfolgerungen, wie z.B. die Abschlussgedanken des slowenischen Ethnologen Angelos Baš, veröffentlicht 1951 im Sammelwerk von Celje: "Barbara ... ist im politisch-geschichtlicher Hinsicht Renaissancekönigin, die gesellschaftlich, politisch und naturwissenschaftlich aktiv war und die sich des alten Rahmens der Kinder- und Haushaltssorge frei gemacht hat." (Dr. Rolanda Fugger Germadnik)